„Das Derby war das Highlight“ (Bericht in der NW vom 29. Mai 2020)

  • 29. Mai 2020

Basketball: Die Bezirksligisten TuSpo Rahden und OTSV Preußisch Oldendorf blicken auf eine Spielzeit mit viel Verletzungspech zurück. Die arrivierten Rahdener hätten gern etwas mehr erreicht, die Oldendorfer sind mit ihrem Premierenjahr ganz zufrieden. In der Abschlusstabelle liegen die Nachbarn dicht beieinander.

Das Team der OTSV-Wolves (oben von links): Emirhan Topal, Christoph Horstmann, Michael Meihöfer, Jannis Hoffmann, Sven Meyer, Daniel Meier, Julian Brinkmeyer, Jannik Kaiser, Lukas Löwen
sowie (unten von links): Tim Klipenstein, Danny Klipenstein, Philipp Löwen, Nils Wellmann, James Nachtigall, Pascal Brinks und Fabian Meihöfer.
Auf dem Bild fehlen: Sebastian Rominski, Stefan Urlacher, Michael Urlacher sowie die Neuzugänge Paulius Kazlauskas, Maximilian Brökelschen und Lennart Husemöller.

Rahden/Preußisch Oldendorf. Was bleibt von dieser Spielzeit bei den heimischen Basketball-Bezirksligisten TuSpo Rahden und OTSV Preußisch Oldendorf? Das vorzeitige Saisonende – etwas, das kein Korbjäger zuvor erlebt hatte? Oder die Gedanken an das riesige Verletzungspech, das sich bei den Mannschaften der Spielertrainer Tim Gresbrand (TuSpo) und Christoph Horstmann (OTSV) wie ein roter Faden durch die komplette Saison zog und es ihnen schwer machte, die angepeilten Saisonziele zu erreichen.

Am Ende lagen die im Jahr zuvor fünftplatzierten Rahdener als Siebter knapp vor den Oldendorfern (Platz acht) in einer durch den Rückzug des TV Löhne-Bahnhof und der BBG Herford IV nur noch neun Teams umfassenden Liga.

Eines aber wird niemand vergessen – das erste Aufeinandertreffen des TuSpo und des OTSV unter Wettkampfbedingungen. Am 9. Dezember, für beide Teams war es das letzte Spiel des Jahres 2019, kam es erstmals zum Derby zwischen den arrivierten Rahdenern, die seit 2014 der Bezirksliga angehören, und den Oldendorfern, die als Aufsteiger erstmals in dieser Spielklasse dabei waren. Da OTSV-Coach Horstmann einst für Rahden auf Korbjagd ging, war es auch eine Frage der Ehre – obwohl man sich freundschaftlich verbunden fühlt. „Ich hatte mich ja damals nicht gegen Rahden, sondern für Preußisch Oldendorf entschieden“, berichtete Horstmann, der als Lehrer an der Sekundarschule eine Basketball-AG aufgebaut hatte und mit dieser vor drei Jahren den nächsten Schritt gehen wollte. Erst seit diesem Zeitpunkt gibt es ein Männerteam beim OTSV.

Das Derby ging nach einem – trotz aller Freundschaft – hitzigen letzten Viertel durch einen von Rahdens Kai Fröse verwandelten Freiwurf mit 53:52 an den TuSpo, womit beide Seiten leben konnten. „Wir wollten natürlich unter keinen Umständen verlieren“, sagt Rahdens Trainer Gresbrand: „Insofern war diese Partie mit dem Sieg für uns das absolute Highlight der Saison.“ Horstmann ergänzt: „Ich glaube, für die Rahdener war ein Sieg eher Pflicht, für uns war die Niederlage nicht weiter schlimm.“ Die kleineren Reibereien auf dem Spielfeld waren nach der Schlusssirene übrigens sofort vergessen. „Da haben beide Mannschaften gemeinsam bei einer Kiste Bier zusammengesessen und sich gleich wieder gut verstanden“, erzählt der OTSV-Trainer, der ein bisschen traurig darüber ist, dass es wegen der Corona-Pandemie nicht zu einer Derby-Neuauflage kam. „Das wäre sicherlich noch einmal ganz interessant gewesen“, bedauert Horstmann, für dessen Mannschaft das Rückspiel die einzige Partie war, die in der Corona-Saison nicht ausgetragen werden konnte. Insgesamt war er mit dem ersten Bezirksliga-Jahr seiner Jungs sehr zufrieden. „Wir sind in der Bezirksliga angekommen“, findet Horstmann. Das ist umso anerkennenswerter, als die OTSV-Wolves, wie sie sich seit kurzem nennen, nur als Fünfter der Kreisliga aufgestiegen waren. Zudem mussten sie fast die komplette Saison auf ihren Center Michael Meihöfer verzichten, der sich bereits im zweiten Saisonspiel einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. „Als Neuling in der Liga galt es, ansprechende Leistungen zu zeigen und die Gegner, wenn möglich, ordentlich zu ärgern. Dies gelang auch des öfteren“, schreibt das Team auf seiner Homepage.

„Wir wussten nicht, was wirklich auf uns zukommt, aber jetzt finden wir, dass wir es gut gemacht haben“, sagt Horstmann. Einen unvergesslichen Moment in der jungen Geschichte der OTSV-Basketballer markiert der 8. November 2019, als mit 53:47 in Stukenbrock der erste Bezirksligasieg gelang. Überragend dabei: Routinier Sebastian Rominski (27 Punkte).

Im Moment ruht der Basketball in Preußisch Oldendorf. „Selbst wenn Hallensport demnächst wieder möglich sein sollte, sind die Einschränkungen und Auflagen im Moment sehr hoch. Aus diesem Grund haben sich die Basketballer dazu entschieden, dass Training in der Halle im Moment weder sinnvoll ist, noch Spaß macht. Deshalb wird der Trainingsbetrieb vor den Sommerferien leider nicht wieder aufgenommen“, heißt es dazu beim OTSV. Umso motivierter soll es später aber wieder losgehen.

Mit dem Litauer Paulius Kazlauskas sowie Maximilian Brökelschen und Lennart Husemöller sind bereits im Winter drei neue Kräfte dazugestoßen. Große Veränderungen beim Stammpersonal sind nicht zu erwarten. „Wir wollen uns in der neuen Saison weiter steigern und mehr Punkte als in dieser holen“, gibt Spielertrainer Horstmann als Ziel aus.

Ambitionierter wollen es die Rahdener nach ihrem nur unter Berücksichtigung des anhaltenden Verletzungspechs zufriedenstellenden siebten Platz in der kommenden Saison angehen. „Ich persönlich habe mir die Top Drei als Ziel gesetzt, und das ist gar nicht mal hochgestapelt. Wenn man sich die Liga anschaut, ist das durchaus realistisch für uns“, sagt TuSpo-Spielertrainer Gresbrand. Was den 23-Jährigen zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, dass dann all jene Akteure wieder zur Verfügung stehen, die zuletzt teils längerfristig ausgefallen waren. Er selbst, als Spielmacher nach dem Weggang von Moritz Brinkhoff, den es im Winter nach Japan zog, auch auf dem Feld gefordert, zählt ebenfalls dazu. Gresbrand litt lange unter einem Bandscheibenvorfall, der seine bisherigen Comebackversuche nach eigenen Angaben „zur Quälerei“ machte. Inzwischen aber, so glaubt er, habe er entscheidende Fortschritte gemacht. Das gilt auch für zwei weitere Akteure aus der eigentlichen Starting Five der Rahdener, Shooting Guard Lukas Bohbrink, der wegen eines Bänderrisses samt Knochenabsplitterung im Sprunggelenk lange fehlte, und Center Florian Martlage, der sich früh im Saisonverlauf einen Daumen gebrochen hatte. „Er ist für uns kaum zu ersetzen“, erzählt Gresbrand, „obwohl wir alles versucht haben, konnten wir bei manchen Spielen einfach nicht mithalten.“ Zu den besonderen TuSpo-Momenten in der vergangenen Saison zählte neben dem Sieg im Derby auch der 106:60-Erfolg gegen Stukenbrock Ende Januar – es war immerhin der dritthöchste Sieg in der Vereinsgeschichte. Mittlerweile richtet sich auch in Rahden der Blick auf die kommende Spielzeit, obwohl die Basketballer kaum noch mit einem Start vor den Herbstferien rechnen. „Unser Team bleibt aber zusammen“, kündigt Gresbrand an. Allerdings sieht man sich zurzeit kaum. Den Zusammenhalt pflegen die TuSpo-Basketballer mit teaminternen Sport-Challenges, die jeder für sich erledigen kann. Gemeinsam unter die Körbe geht es erst, wenn es sich lohnt. „Ein Training ohne Körperkontakt, das ist unsinnig im Basketball“, betont Gresbrand: „Wir starten lieber vernünftig, wenn es dann wieder richtig geht.“

Bis dahin ist sowohl bei den Rahdenern wie auch bei den Oldendorfern die Vorfreude auf weitere Derbys groß – zumal nach dem Abstieg des TuS Lübbecke aus der Landesliga zusätzliche Nachbarschaftsduelle hinzukommen.